In seinem Vortrag schildet Markus Dröge die Auseinandersetzung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz seit 2015 mit dem ab dann verstärkt aufkommenden Rechtspopulismus.
Nachdem die Kirche sich stark für die ab 2015 in großer Zahl ankommenden Geflüchteten eingesetzt hatte, erlebte sie den durch die menschenverachtende Agitation der Rechtpopulisten bewirkten Stimmungsumschwung in der Gesellschaft und erkannte, dass die geistige Auseinandersetzung mit dem rechtpopulistischen Gedankengut zu ihrem genuinen christlichen Auftrag gehört.
Geprägt durch die geschichtliche Erfahrung des sogenannten Kirchenkampfes der 1930er Jahre, also des Kampfes zwischen den nationalsozialistisch beeinflussten sog. „Deutschen Christen“ und der Bekennenden Kirche, enthält diese aktuelle Herausforderung für die evangelische Kirche Déjà-vu-Elemente, da die Gedankenwelt der christlich geprägten Rechtspopulisten offensichtliche Analogien zur Gedankenwelt der Deutschen Christen enthält. Insofern kann der Kampf der Evangelischen Kirche in Deutschland mit dem Rechtspopulismus verstanden werden als ein Kampf um die Bewahrung der historischen Lernerfahrungen aus der Zeit des Nationalsozialismus und der Zeit der Aufarbeitung seit 1945.
Die Mittel der Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus sind demzufolge: Neuinterpretation der Theologie der Bekennenden Kirche; Stärkung des Interreligiösen Dialoges gegen religiösen Fundamentalismus und als Gegenpol zur Sehnsucht nach einer antipluralistischen kollektiven Identität; Einsatz für Geflüchtete im Sinne der universalen Menschenrechte; Bewahrung des Versöhnungsgedankens im Europäischen Einigungsprozess und aktiver Einsatz für die Demokratieförderung.