Nayla Tabbara diskutiert in ihrem Vortrag auf der Jahrestagung des Theologischen Forums Christentum – Islam 2022 („Rechtspopulismus und Religion. Herausforderungen für Christentum und Islam“) die Zusammenhänge von Religion und Rechtspopulismus.
Bezogen auf den Islam sei dabei besonders herausfordernd, dass dieser in der Gegenwart als bevorzugtes Objekt, aber auch als ein Subjekt des Rechtspopulismus auftritt.
Sie verortet die Hinwendung zu rechtspopulistischen Ideologien in einem problematischen Umgang mit zwei polaren menschlichen Grundbedürfnissen: einerseits dem Wunsch nach Einzigartigkeit, andererseits dem Bedürfnis nach einer Gruppenzugehörigkeit. Schwierig werde es, wenn beide Bedürfnisse nicht mehr differenziert würden und exklusiv in der Zugehörigkeit zu einer bestimmten (Teil-)Gruppe die eigene Einzigartigkeit gesucht wird. Diese Gruppe werde dann als einzigartig angesehen und gegenüber allen anderen Gruppen herausgehoben.
Dieser Schritt könne in der religiösen Rede vom „erwählten Volk“ oder ähnlichen Theologumena Anknüpfungspunkte finden. Unter solchen Vorzeichen sei es besonders herausfordernd, mit kognitiver Dissonanz umzugehen und bestehende Ambivalenzen auszuhalten.
In der Theologie gebe es allerdings auch Strömungen, wie die Befreiungstheologie sowie feministische und pluralistische Ansätze, die solche Entwicklungen innerhalb wie außerhalb der Theologie kritisch reflektieren.
Auf staatlicher Ebene sprach Tabbara sich für die Idee einer „inclusive citizenship“ aus, die nicht als rein säkular zu verstehen sei, sondern die verschiedenen Gruppen und Ideen einer Gesellschaft zu integrieren versuche. Aus den verschiedenen Traditionen und Religionen heraus müsse gemeinsam für das Gute gearbeitet werden.