Amir Dziri untersucht im Forumsband zu „Rechtspopulismus und Religion“ das Verhältnis von islamisch-religiöser Mobilisierung und ordnungspolitischer Konsequenz. Er diskutiert, ob eine Neueinordnung des Islamismus als gesellschaftliches Phänomen notwendig ist, da die konventionellen Einordnungen die dahinterliegenden politischen Einstellungen nicht immer transparent machen.
Dziri zeigt auf, dass sich in der islamischen Ideengeschichte durchaus Anknüpfungspunkte zu populistischen und extremistischen Grundhaltungen finden lassen, wie etwa bei dem Konzept der „ḥašawiyya“ oder „Gemeinvolk“. Diesem wird eine Affinität zu vulgärem Populismus, politischer Passivität und der Verteidigung des Status quo nachgesagt. Zudem werden der „ḥašawiyya“ bestimmte theologische Positionen wie Anthropomorphismus zugeschrieben, die Ähnlichkeiten mit der ḥanbaliyya aufweisen. Dziri verweist aber auch auf die Relationalität dieser Einordnungen und ihre historische Wandelbarkeit.
Anhand der jüngeren Geschichte Pakistans zeichnet Dziri drei Typen des Umgangs mit religiösen Mobilisierungskräften nach: 1) Politische und soziale Distanzierung, 2) Soziokulturelle Entfaltung bei politischer Distanzierung und 3) Soziokulturelle und politische Entfaltung. Diese Typologie ist laut Dziri möglicherweise auf andere Kontexte übertragbar. Er plädiert abschließend dafür, dass muslimische Akteure neue Konzepte entwickeln müssten, die religiöse Entfaltung und politischen Liberalismus vereinbaren. Dziri resümiert, ein „adäquates Verständnis von religiöser Entfaltung einerseits und politischem Liberalismus andererseits“ sei für die Zukunft unabdingbar.