Der Koran und die Bibel werden beide als Wort bzw. Rede Gottes beschrieben. Wie wird diese Qualifikation als „Wort Gottes“ im Christentum und Islam jeweils verstanden? Wie verhalten sich Gottes Wort und die menschliche Vermittlung dieses Wortes zueinander? Um dieses Wort zu verstehen und für das eigene Leben relevant werden zu lassen, bedarf es der Auslegung. Mittels historisch-kritischer Analysemethoden wird die Entstehung des heiligen Textes genauer betrachtet. Ansätze wie die synchrone bzw. kanonische Auslegungsmethode eröffnen andere Perspektiven auf den Text, indem sie ihn in seiner Endgestalt als gewordenen Text einer religiösen Gemeinschaft betrachtet. Schließlich kann der Stellenwert des religiösen Textes nur verstanden werden mit dem Blick auf die religiöse Praxis, so im Islam die Rezitation des Textes und im Christentum die Aktualisierung des Evangeliums in Liturgie, Diakonie und Bekenntnis.
Das Schriftverständnis ist entscheidend für den Umgang mit herausfordernden Stellen z.B. zu Gewalt oder bestimmten Geschlechterstereotypen. Wie verändert sich aber auch wechselseitig das Verständnis des Korans und der Bibel durch Lektüre der jeweils anderen Schrift? Und wie können diejenigen Bezüge verfolgt werden, die bereits zwischen beiden Texten vorliegen?