Allmacht ist eines der Gottesprädikate sowohl im Christentum als auch im Islam. Vor der Allmacht Gottes können alle innerweltlichen Machtansprüche eine Relativierung erfahren. In diesem Sinne betonen insbesondere befreiungstheologische Strömungen die machtkritische, befreiende und ermächtigende Dimension der Religion. In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung von Ohnmacht und Machtlosigkeit genauer zu erörtern.
Zugleich wird weltliche Macht selbst in historischen und heutigen Kontexten oftmals durch den Bezug auf Religion legitimiert und gefestigt. Und auch innerhalb der religiösen Gemeinschaften spielt Macht eine wichtige Rolle. Religiöse Machtkritik bedeutet deswegen immer auch Selbstkritik, die die Machtverteilung, Herrschaftsmechanismen sowie Formen des Machtmissbrauchs in den Blick nimmt. Eine Verkürzung würde es dabei jedoch bedeuten, wenn Macht nur negativ bewertet würde.
Das interdisziplinäre Gespräch mit den Sozialwissenschaften sowie der politischen Philosophie kann den Machtbegriff genauer konturieren und spezifische Prägungen durch den religiösen Bezug aufdecken.