„Ihr, die ihr glaubt, steht für die Gerechtigkeit“ (Sure 4,135) – Im Koran wird Gerechtigkeit an vielen Stellen vom Menschen gefordert. In der biblischen Bergpredigt preist Jesus diejenigen selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (Mt 5,10).
Neben der Aufforderung an die Menschen gerecht zu sein, stellt Gerechtigkeit auch eine der entscheidenden Eigenschaften Gottes sowohl im Christentum als auch im Islam dar. Damit eröffnet sich ein Bezugs- und Spannungsfeld zwischen der Gerechtigkeit Gottes und des Menschen, was weiterhin die Frage nach Gottes Barmherzigkeit und ihrem Verhältnis zur Gerechtigkeit aufscheinen lässt.
Neben der Gerechtigkeit als individueller Tugend spielt Gerechtigkeit als sozialethische Kategorie zur normativen Bewertung der Gesellschaft oder von Institutionen eine wichtige Rolle. Religiöse Sozialmotive können dabei seismographisch das Bewusstsein für Ungerechtigkeiten stärken und motivational den Einsatz für gerechtere Strukturen befördern helfen. Die Frage nach dem, was gerecht ist, stellt einen Bereich dar, in dem Christentum und Islam mit der politischen Philosophie und Sozialethik ins Gespräch kommen können.