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Soziale Kontrolle durch religiöse Gemeinschaften – Eine islamische Perspektive

Mahmoud Abdallah diskutiert in seinem Beitrag zum Forumsband „Welche Macht hat Religion?“ die Bedingungen und Grenzen sozialer Kontrolle im Islam. Er argumentiert, dass sich das Konzept der sozialen Kontrolle durch das Gebieten des Guten und Verbieten des Verwerflichen (al-amr bi-l maʿrūf wa-n-nahy ʿan al-munkar) im Islam ausdrückt. Anhand von historischen Beispielen wie der Auseinandersetzung zwischen dem Kalifen al-Ma’mun und einem Kritiker zeigt Abdallah, dass soziale Kontrolle im Islam eine lange Tradition hat. Jedoch betont er auch die Ambivalenz des Konzepts, da die Begriffe „gut“ und „verwerflich“ interpretationsbedürftig seien. Abdallah plädiert daher für eine zeitgemäße ethische Reformulierung, die dem Wertepluralismus Rechnung trägt. Er warnt davor, dass soziale Kontrolle zur Grenzüberschreitung und Einschränkung der Selbstbestimmung führen kann, wie er an einem Beispiel („der Imam und die Jeanshose“). Insgesamt argumentiert Abdallah für ein ausgewogenes Verständnis sozialer Kontrolle, das weder rigide Regeldurchsetzung noch Beliebigkeit bedeutet. Er zitiert in diesem Zusammenhang den Theologen Ibn ʿĀšūr, der betont, dass „Gewalt zwecks der Einhaltung von bestimmten Normen und zur Verhinderung von Verstößen gegen bestimmte Regeln nicht zulässig ist“. Abdallah plädiert für eine Verankerung sozialer Kontrolle in einer zeitgemäßen islamischen Ethik.

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