Sarah Delere analysiert die Ablehnung von Gender und Feminismus aus theologischer und religionswissenschaftlicher Perspektive. Sie zeigt auf, dass die katholische Kirche Gender ablehne, da sie davon ausgehe, dass die biologisch fundierte Zweigeschlechtlichkeit zugunsten einer freien Wählbarkeit des Geschlechts aufgehoben werde. Dies stelle die Schöpfungsordnung in Frage und gefährde die katholische Familie als Fundament der Gesellschaft. Diese Position beruhe allerdings auf gravierenden Fehlinterpretationen etwa der Schriften Judith Butlers. Entgegen der von der katholischen Kirche vertretenen Auffassung unterscheide Butler nicht zwischen „gender“ und „sex“, sondern untersuche, wie der Körper durch sprachliche Diskurse geprägt und geformt werde. Dieser Ansatz sei mit einer naturalistischen Sicht nicht vereinbar. Die katholische Position zur Gender-Thematik wird als „fundamentalistisch“ und wissenschaftlich fragwürdig kritisiert. Es wird betont, dass auch in arabischen Gesellschaften ein starkes Ressentiment gegenüber Gender bestünde. Dabei wird jedoch das gängige Bild des Islam als einer generell „homophoben Religion“ relativiert. Vielmehr sei Homoerotik und Homosexualität in vorkolonialen arabischen Gesellschaften durchaus bekannt und akzeptiert gewesen. Erst unter dem Einfluss der europäischen Kolonisierung habe sich eine Art „moralische Panik“ in Bezug auf Geschlechterrollen und Sexualität entwickelt. Abschließend bleibt die Frage offen, wie nun konkret theologisch mit dem Phänomen des Anti-Genderismus umgegangen werden soll. Es wird die Position vertreten, dass man sich eher auf nuancierte Betrachtungen konzentrieren sollte, anstatt weiterhin primär die Extrempositionen in der Debatte zu bedienen.
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