Claudia Danzer und Franca Spies diskutieren die Frage nach weiblicher religiöser Gelehrsamkeit und den damit verbundenen Narrativen. Sie argumentieren, dass es im Katholizismus lange Zeit schwierig war, Frauen als gelehrte Theologinnen anzuerkennen. Die Anerkennung weiblicher religiöser Gelehrsamkeit hänge nicht nur von der Wiederentdeckung einzelner Frauen ab, sondern von einem Umdenken hinsichtlich der sozialen Bedingungen und Narrative, die bestimmen, wer als gelehrt gilt. Am Beispiel der ambivalenten Rezeption der Theologin Teresa von Ávila im 20. Jahrhundert zeigen sie auf, wie unterschiedlich ihre Gelehrsamkeit gedeutet wurde. Während Papst Paul VI. bei ihrer Ernennung zur Kirchenlehrerin 1970 ihre Spiritualität betonte, sehen feministische Theologen wie Mariano Delgado in ihr eine „selbstbewusste Frau als Ordensgründerin und spirituelle Autorin“. Delgado zufolge kritisierte Teresa in ihren Schriften die „Diskriminierungserfahrungen ihrer Zeit“ und ist bis heute ein „Stachel in Kirche und Gesellschaft“. Danzer und Spies plädieren dafür, Geschlecht und Gelehrsamkeit zu entkoppeln: „Das Ziel neuer Narrative der Weiblichkeit läge somit darin, Judith Shakespeare zunehmend dieselben Chancen auf eine große Karriere zukommen zu lassen wie ihrem Bruder.“
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