„Das theologische Verhältnis des Islams zu anderen Religionen gehört zu den Gegenständen des kalām, der Theologie im engeren Sinne. Die traditionelle, in der systematisierenden Herangehensweise des kalām entwickelte Position des nasḫ (der Aufhebung aller vorangegangenen Religionen durch den Islam) stellt vor dem Hintergrund der in jüngerer Zeit entwickelten pluralistischen Religionstheologien eine Herausforderung dar. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob das Festhalten am überlieferten Wahrheitsanspruch notwendigerweise für das multireligiöse Zusammenleben negative Folgen hat.“
Der Artikel stellt das Konzept der Abrogation in seinem klassischen Verständnis dar. Weiterhin fragt er nach den Konsequenzen von Ansätzen, die sich von dieser Verhältnisbestimmung zwischen dem Islam und anderen Religionen verabschieden. Die Autorin unterstreicht, dass sich mit der Abrogation nicht zwingend eine besimmte soteriologische Positionierung verbinde. Für das Verhältnis von Juden, Christen und Muslimen schlägt die Autorin den Begriff der Umma vor. Dieser bringe im Koran sowohl „das Ideal der Einheit als auch die Realität der Spaltung zum Ausdruck“. Schließlich betont Horsch-Al Saad das Konzept der intertextuellen Gemeinschaft als einer solchen, „die aus einzelnen Gemeinschaften mit ihren autoritativen Texten besteht, deren jeweilige Texte jedoch auch für die anderen Gemeinschaften von Bedeutung sind.“ Der gemeinsame Einsatz für das friedliche Zusammenleben in den jeweiligen Gesellschaften verbinde Juden, Christen und Muslime.