Professor Dr. Bekim Agai (Goethe-Universität / Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft AIWG, Frankfurt) schildert die Wirksamkeit antiliberaler und rechtspopulistischer Ideen.
Er plädiert dafür, „dass wir diese in Deutschland auch im Bereich der politischen Bildung als gemeinsames Problem anerkennen“. Das betreffe nicht nur Ressentiments gegenüber Muslimen, die „ein Bindeglied sein können, um heterogene Milieus in Bezug auf ein Ziel auszurichten“. Es betreffe auch einen „blinden Fleck“ auf muslimischer Seite: Erfahrungen von Marginalisierung und Rassismus führten nicht automatisch zu mehr Sensibilität in gleichen Bereichen.
Es gebe auch Verbindungen mit rechtspopulistischem Ideenreservoir: Vorstellungen „eigener Überlegenheit, korrupter Eliten, die nicht die wahren Interessen der Menschen bedienen, die Idee, dass die eigene ‚wahre Normalität‘ zu wenig Beachtung findet, antiliberale Positionen, die Akzentuierung, dass das Partikulare, Abweichende sich dem ‚Normalen‘ unterordnen solle“, „Berufung auf die wahren Werte, Verschwörungen als Erklärungsansätze, Dichotomien des politischen Feldes“, „Queerfeindlichkeit, bestimmte frauenpolitische Agenden“.
In der Auseinandersetzung damit, z.B. auch konkret im Engagement gegen Alltagsrassismus, bestehe „die große Gefahr, das eine gegen das andere auszuspielen“. Stattdessen sollte man „einen Spagat wagen: zu sagen, wo werden Muslime ausgeschlossen und wo schließen auch Muslime aus?“ Und dabei gelte: „Ohne Theologie geht es nicht! Und diese theologische Auseinandersetzung ist so schwer, weil sie eben viel weiter in Haltungen der Mitte eingreift.“
Der Vortrag war Teil des Kolloquiums „Rechtspopulismus und Religion“ im November 2022.