Susannah Ticciati setzt sich mit dem gegenwärtigen Geschlechteridentitätsdiskurs auseinander. Sie erläutert, dass dieser Diskurs von zwei Dichotomien geprägt sei: der zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen sowie der zwischen dem Gegebenen und dem Konstruierten. Beide Dichotomien basieren auf einer tieferliegenden Dichotomie zwischen Deskription und Normativität. Sie kritisiert, dass im Identitätsdiskurs Normativität auf den privaten Bereich beschränkt und von öffentlicher Normativität abgegrenzt werde. Ebenso wird das Gegebene dem Konstruierten gegenübergestellt, wobei öffentliche Normativität dabei jeweils verdrängt werde. Sie plädiert für eine „Paarung von Deskription und Normativität“, wie sie im Epheserbrief zum Ausdruck komme. Die Identität der Christen sei einerseits in Christus gegeben, aber müsse andererseits noch konstruiert werden. Die „Unterordnung“ in Epheser 5 sei nicht patriarchalisch, sondern als Entdeckung der eigenen Integrität in Christus, die in Beziehung entfaltet werde. Ihrer Ansicht nach warnt der Epheserbrief vor verallgemeinerten Identitätsbeschreibungen und zeigt auf, dass Identität durch Wahrnehmung und Handeln in Beziehungen entsteht. Die Kritik am Identitätsdiskurs lautet: „Weder tragen Menschen ihre Identitäten wie Abzeichen auf der Schulter noch bergen sie sie wohlbehütet in ihrem Inneren.“
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