Bechmann diskutiert in ihrem Aufsatz zentrale Aspekte der Gottesbeziehung und Gotteserfahrungen von Menschen aus biblischer Sicht.
Sie zeigt auf, dass in der Bibel keine einheitlichen Gottesbilder bestehen, sondern die unterschiedlichen Lebenserfahrungen in Beziehung zu Gott gebracht werden. Dies führt zu einer Pluralität der Texte und Gotteserfahrungen bis hin zur Widersprüchlichkeit.
Zwei zentrale Spannungspole biblischen Redens von Gott sind Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sowie Treue und Reue Gottes. Bechmann arbeitet heraus, dass Gottes Barmherzigkeit dort siegt, „wo Menschen sich gegen Gott gewandt haben“, während „Menschen anderen Menschen Unrecht antun“ Gottes Gerechtigkeit walten lässt. Auch die Frage, ob Gott selbst Veränderung erfährt oder nur die menschlichen Voraussetzungen ändert, wird kontrovers diskutiert.
Bechmann betont, dass den biblischen Texten eine „Dynamik der Entgrenzung“ innewohnt, die einer schöpfungstheologischen Hermeneutik folgt. Diese Hermeneutik gilt es heute fruchtbar zu machen, um die Vielfalt biblischer Gottesbeziehungen wahrzunehmen und die Dynamik der Ausweitung von Heil nicht auszubremsen. So könne die biblische Gottesrede dazu einladen, „Gott größer sein zu lassen“.