Der Sozialethiker Prof. Dr. Markus Vogt (LMU München) diskutiert die ambivalente, konfliktfördernde oder friedensfördernde Rolle von Religion in gegenwärtigen Konflikten. Vogt analysiert dazu die explosive Mischung aus nationalistischen, religiösen und moralischen Identitätskonstruktionen, die den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine begründeten. Er geht ein auf Lücken in der friedensethischen Debatte und auf Stärken und Schwächen der katholischen Friedensethik in „Fratelli tutti“. Dabei plädiert er für einen interreligiösen Dialog, der proaktiv Räume des Vertrauens aufbaut und mit professionellen Methoden der zivilgesellschaftlichen Konfliktbearbeitung verknüpft.
Dieser Beitrag bildete den Festvortrag zur Verleihung des Essaypreises (Veranstaltungsrückschau) der Georges-Anawati-Stiftung für vier Essays, die aus der christlich-muslimischen Studienwoche hervorgingen, welche die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zusammen mit der Eugen-Biser-Stiftung organisiert. An die Laudatio auf die Preisträger:innen schloss sich eine – ebenfalls als Video dokumentierte – gemeinsame Diskussion an.