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(Christliche) Religionsbilder in den Medien und die Herausforderung publizistischer Vereinnahmungen

Claudia Nothelle untersucht, wie christliche Religion, insbesondere die katholische Kirche, in den Medien dargestellt wird: Medien greifen häufig auf plakative Bilder und Klischees zurück, die zwar auf den ersten Blick verständlich sind, aber die Komplexität des Themas vereinfachen. Beispiele sind die Darstellung von Ordensleuten in ihrer Tracht oder den Kirchturm als Symbol. Solche Vereinfachen hängen auch zusammen damit, das Wissen über Religion in den Redaktionen abnimmt. Allerdings findet sich auch „publizistische Vereinnahmung“, die Ähnlichkeiten mit populistischen Strategien aufweist: Es werden polarisierende Bilder genutzt, um beim Publikum bestimmte Assoziationen hervorzurufen. Insgesamt sei christliche Religion heute für viele Menschen „exotisch“ und „faszinierend“ geworden: „Je fremder, je mystischer etwas ist, desto interessanter ist es.“ Nothelle beschreibt im Anschluss an Jan-Werner Müller Populismus als Vorstellung von Politik, die ein „moralisch reines, homogenes Volk“ propagiert, dem vermeintlich „unmoralische, korrupte Eliten“ gegenüberstehen. Solchen populistischen Strategien der Polarisierung können sich verbinden mit einer vereinfachenden medialen Darstellung von Religion: Mit plakativen Bildern von „wahren Gläubigen“ versus „falschen Eliten“ werden auch innerkirchliche Debatten populistisch aufgeladen. Ein Beispiel ist der evangelische Pastor Olaf Latzel, der in seinen YouTube-Predigten mit simplifizierenden Freund-Feind-Schemata arbeitet. Insgesamt warnt Nothelle vor der Gefahr, dass populistische Vereinnahmungen zu einem verengten Religionsverständnis führen können und plädiert für differenziertere mediale Darstellungen, die der Komplexität des Themas gerecht werden.

Der Textbeitrag geht zurück auf einen Vortrag im Rahmen unserer Tagung zu „Rechtspopulismus und Religion“.

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