Sonja Angelika Strube setzt sich mit der Frage auseinander, welche konzeptionellen Bezugsrahmen für die Analyse des Verhältnisses von Religion und aktuellen autoritären politischen (Rechts-)Radikalisierungen geeignet sind. Sie argumentiert, dass der Populismusbegriff häufig als Bezugsrahmen gewählt wird, dass für eine Detailanalyse der Phänomene im Schnittfeld zwischen christlicher Religion und politisch rechten Ideologien jedoch andere Rahmenkonzepte besser geeignet sind. Strube schlägt zwei alternative Bezugsrahmen vor: Zum einen diskursanalytische Forschungen zur Neuen Rechten, die deren Strategien zur Instrumentalisierung von Religion sichtbar machen. Zum anderen Einstellungsstudien zu Autoritarismus und rechtsextremen Orientierungen, die die Anfälligkeit bestimmter religiöser Milieus für autoritäre Politikangebote erhellen.
Anhand des Beispiels des katholischen Antimodernismus des 19. Jahrhunderts zeigt Strube auf, dass dieser aufgrund seiner Rigidität, Hierarchisierung und Dualismen für autoritäre und rechtsextreme Ideologien anschlussfähig ist. Sie arbeitet strukturelle Parallelen zwischen antimodernistischen und rechtsextremen Denkmustern heraus. Insbesondere betont sie die Bedeutung des Konzepts des Autoritarismus für das Verständnis dieser Anschlussfähigkeiten. Strube resümiert, dass die vollständige Überwindung des Antimodernismus sowohl aus kirchlich-religiösen Gründen als auch zur „Demokratiestärkung“ notwendig sei.