Das Einleitungskapitel zum Forumsband „Rechtspopulismus und Religion“ von Anja Middelbeck-Varwick, Armina Omerika und Christian Ströbele skizziert verschiedene Perspektivierungen des mehrdeutigen Verhältnisses von (Rechts-)Populismus und Religion. Als zentrale Elemente werden die Berufung auf „das Volk“ und dessen vermeintliche Alleinvertretung resümiert, die Konstruktion einer Gegnerschaft nach dem Muster „Wir – die Anderen“, Autoritarismus sowie die Fokussierung auf bestimmte Einzelthemen. Populismus gibt es, vor allem in internationalem Vergleich, durchaus auch als Linkspopulismus mit jeweils spezifischen Ausprägungen und Verbindungen zu Religion. Im Fokus der Forumsdiskussion steht aber der Rechtspopulismus, da dieser das Feld der christlich-muslimischen Beziehungen – insbesondere in deutschen und europäischen Kontexten – besonders herausfordert.Religion und Religiosität stehen dem Rechtspopulismus nicht nur gegenüber, sondern haben daran auch teil: Rechtspopulistische Agenden stützen sich auf religiöse Motive und gehen Allianzen mit religiösen Akteuren ein. Es gilt daher zu fragen, welche religiösen Motive für rechte Anknüpfungen offen sind und welche Traditionen dem entgegenstehen. Zudem ist zu fragen, was autoritäre Einstellungen begünstigt und welche Rolle dabei religiöse Identität spielt.
Der Islam ist oftmals Feindbild des Rechtspopulismus, aber nicht nur: Er kann auch als Mobilisierungsfaktor fungieren. Bezugnahmen auf den Islam können von identitären Mustern geprägt sein und Anknüpfungspunkte nutzen wie zum Beispiel bestimmte Geschichtstheologien, die Konstruktion der Umma oder die Konstruktion von Differenz anhand traditioneller Rechtskategorien.
Auch das Christentum hat am Rechtspopulismus teil, wenn auch die Mehrheit in den Kirchen ihn hierzulande ablehnt. Diese Ablehnung hat christlicherseits wie islamischerseits gute Gründe.
Die Theologien müssen aber einen kritischen Blick auf die eigene Tradition werfen und ihre Durchlässigkeit für rechtspopulistische Ideologie und Rhetorik reflektieren.