Müller diskutiert in ihrem Aufsatz die Frage nach dem Geschlecht Gottes aus islamischer Perspektive.
Sie zeigt auf, dass zwar die Mehrheit der Muslime davon ausgeht, dass Gott kein Geschlecht hat, dennoch häufig eine männliche Konnotation mitschwingt. Zur Rechtfertigung würden etwa bestimmte Übersetzungsvarianten der Schöpfungsgeschichte herangezogen, die eine Vorrangstellung des Männlichen suggerieren. Dem hält Müller entgegen, dass im Koran viele Eigenschaften Gottes wie Barmherzigkeit oder Fürsorge keinem Geschlecht zugeordnet sind. Auch die 99 Namen Gottes enthielten keine Hinweise auf Männlichkeit oder Weiblichkeit.
Weiter arbeitet Müller heraus, dass zentrale Koranverse für die Gleichstellung der Geschlechter in Schöpfung und Eschatologie sprechen. Die Beschränkung des Prophetentums auf Männer lasse sich textlich nicht belegen. Insgesamt werde das Geschlecht Gottes vom Koran offengelassen. Wie Müller pointiert festhält: „Das Geschlecht ist dem Wesen Gottes äußerlich und belanglos.“ Vielmehr sollten geschlechtliche Projektionen reflektiert werden.