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Islam, Gender-Gerechtigkeit und Feminismus. The*logie als/der/durch Praxis

Juliane Hammer diskutiert die Beziehung zwischen religiösen Ideen, Aktivismus und sozialer Praxis. Sie argumentiert, dass Aktivismus eine Form der religiösen Praxis und verkörperten Theologie ist.

Zunächst gibt sie den komplexen Kontext wieder, in dem Diskussionen über Musliminnen und Genderfragen geführt werden, geprägt von Islamfeindlichkeit und dem kolonialen Erbe. Sie skizziert die Debatte zwischen Feminismus, Musliminnen und Gender-Gerechtigkeit. Kern ihrer Argumentation ist, dass wir uns von der Vorstellung lösen müssten, dass zuerst Ideen und dann Handlungen kämen. Sie plädiert für eine wechselseitige Beziehung zwischen Diskurs und Praxis, in der die Grenzen sogar verschwimmen könnten. So könne man Aktivismus nicht nur als Diskurspartner der Theologie denken, sondern als Quelle von Theologie.

Anhand mehrerer Beispiele von Aktivistinnen und Organisationen, die sich für Gender-Gerechtigkeit in muslimischen Gemeinschaften engagieren, zeigt Hammer, dass Aktivistinnen aus der Erfahrung von Ungerechtigkeit heraus aktiv werden und sich dann religiösen Texten zuwenden, um ihre Position zu untermauern. Sie zitiert Kecia Ali: „Sich auf zeitlose Prinzipien statt auf historische Besonderheiten zu berufen, ist eine maßgebliche interpretative Strategie.“ Auch bei muslimischen Wissenschaftlerinnen wie Amina Wadud, Kecia Ali und Jerusha Tanner-Rhodes sieht Hammer deren wissenschaftliche Arbeit selbst als Aktivismus und damit als religiöse Praxis. Abschließend schlägt Hammer vor, Theologie als Praxis zu begreifen und Aktivismus als eine Form von Erinnerung an Gott, da Aktivistinnen sich des göttlichen Auftrags bewusst sind, für Gerechtigkeit zu kämpfen.

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